Kaschtanka

Eine Geschichte von Anton Cechov für junge Hunde ab 7
Ein kleiner Hund verliert wegen einer vorüberziehenden Musikkapelle die Orientierung und landet in einer neuer Umgebung. Hier lernt er andere Tiere und die ägyptische Pyramide kennen. Nur manchmal, abends, winselt er, als hätte er Heimweh. Haben Hunde Heimweh? Wie wir? Wo kommen Hunde und Menschen her, und wo gehören wir hin?

Kaschtanka heisst ein kleiner roter Hund, einem Fuchs nicht unähnlich, der vor hundert Jahren in Russland einem Tischler und seinem Sohn gehörte. Als der Tischler auf der Stör ist und den Hund dabei hat, kommt ihnen auf der Strasse ein Regiment Soldaten entgegen, das Musik macht. Musik erträgt der kleine Hund nicht. Er versteckt sich, und als er wieder zu sich kommt, findet er seinen Meister nicht mehr. Er sucht und sucht, es wird dunkel und schneit, ein kalter Wind geht. Erschöpft vor Angst und Kälte sucht Kaschtanka Schutz in einer Hauseinfahrt. Dort findet ihn ein kurz geratener dicker Mann mit einer warmen Stimme, der Tierdompteur Monsieur Georges. Er nimmt den Hund mit in seine Wohnung, gibt ihm zu fressen und eine alte Decke zum Liegen. Einen Moment lang befällt Kaschtanka Wehmut nach dem Tischler und dessen Sohn Fedjuschka und nach dem gemütlichen Plätzchen unter der Werkbank, doch schon bald gewinnen Wärme und Erschöpfung die Oberhand über das Heimweh.

Am nächsten Tag lernt Kaschtanka Monsieur Georges und seine Tiere - Gans, Katze und Schwein - kennen. Monsieur Georges gibt dem Hund den Namen Tantchen und beginnt mit ihm zu arbeiten. Als die Gans stirbt, soll Tantchen ins Bühnenprogramm aufgenommen werden. In der ersten Vorstellung vor Leuten, irritiert vom grotesken Aufzug des Dompteurs, geblendet von den Scheinwerfern, fängt der Hund an zu jaulen, als Monsieur Georges auf einer kleinen Flöte zu spielen beginnt. Das Publikum johlt und applaudiert, und mitten durch den Lärm hört der Hund eine Kinderstimme "Kaschtanka" rufen, und eine zweite, dunklere Stimme "Kaschtanka". Der Hund erinnert sich, springt auf und stürzt mit freudigem Winseln den bekannten Gesichtern entgegen. Eine halbe Stunde später läuft Kaschtanka auf der Strasse wieder hinter Menschen her, die nach Leim und Lack riechen. Er erinnert sich noch einmal an die Kammer bei Monsieur Georges, die Tiere, das gute Essen, die Übungen, den Zirkus - und alles erscheint ihm jetzt wie ein langer, verworrener, schwerer Traum.

Unnachahmlich einfach und genau beschreibt Anton Čechov aus der Perspektive eines kleinen Hundes, was es heisst, seine alte Heimat zu verlieren und eine neue, scheinbar bessere nicht zu finden. Kaschtanka ist eine Geschichte über die Kraft der Herkunft und die Macht der frühen Prägungen, die uns ein Leben lang begleiten.

"Man sollte nicht für Kinder schreiben, sondern es fertigbringen, auszuwählen aus dem, was bereits für die Erwachsenen geschrieben ist, es fertigbringen, die Arznei auszuwählen und zu dosieren - das ist zweckmässiger und direkter, als sich für einen Patienten irgendeine besondere Arznei auszudenken, nur weil er ein Kind ist."
Anton Čechov

 

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© Werner Rolli, Fotograf, Benkenstrasse 61, 5024 Küttigen www.fotorolli.ch

 

Regie: Werner Bodinek 
Text, Dramaturgie: Ursula Frauchiger und Ensemble
Spiel:  Mark Wetter, Eric Rohner 
Musik: Christian Brantschen
Kostüme: Bernadette Meier 
Bild, Ausstattung: Mark Wetter, Franz Weber und Ensemble
Licht, Technik: Edith Szabò 
Grafik: Anita Mendler 
Produktion: Heidi Buri
Koproduktion: THEATERSCHÖNESWETTER, Theater Tuchlaube Aarau, Theater Burgbachkeller Zug

Hintergrundinformationen (pdf, 0,6MB)
Materialmappe zur Inszenierung (pdf, 1,5MB)

Medienresonanz:
Aargauer Zeitung, 1.11.2010 (pdf)
Zuger Zeitung, 7.3.2011 (pdf) 
Aargauer Zeitung, 21.6.2011(pdf)